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        Vietnam – Durch die Augen eines Angeheirateten

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        Seit einigen Jahren bin ich nun schon mit einer Frau verheiratet, die ursprünglich aus Vietnam kommt.

        Auch heute noch lebt ihre Familie dort und so ist nicht nur vorgezeichnet, wohin die meisten unserer Urlaube gehen, sondern ich bekam auch schon oft die Gelegenheit, Vietnam nicht nur von seiner touristischen Seite kennenzulernen, sondern auch das tagtägliche Leben der Vietnamesen. Davon – und natürlich von der touristischen Seite – möchte ich hier nun berichten.

        Wie man es nach knapp 11 Stunden Flug kaum anders erwarten kann, eignet sich Vietnam perfekt für eine Flucht aus dem Alltag, denn in Vietnam betritt man als Deutscher eine vollkommen andere Welt. Das fängt schon beim Klima an, welches generell wärmer als in Deutschland ist und einem ganz besonders im Süden des Landes eigentlich zu jeder Tageszeit den Schweiß auf die Stirn treibt. Bei den Menschen geht es weiter – schon auf den ersten Blick hat man das Gefühl, nur von jungen Menschen umgeben zu sein. Ein Eindruck, der umgekehrt auf dem Rückflug nach Deutschland in die andere Richtung ausschlägt: Man fragt sich dann bisweilen schon mal, ob die Deutschen wirklich ein Volk von fast ausschließlich grauhaarigen Beleibten sind.

        Sehr schnell macht man in Vietnam dann auch Bekanntschaft mit dem dort berühmtesten Fortbewegungsmittel: Dem Moped, welches in allen Altersstufen, Formen und Farben durch die Straßen fährt und wo die einzige Gemeinsamkeit ist, dass jeder Vietnamese auf eine funktionierende Hupe Wert legt. Wenngleich sich das Verhalten von einem Vietnamesen zum anderen immer ein bisschen unterscheidet, so kann man es doch grob so umreißen: Man hupt, wenn jemand vor einem ist, man hupt, wenn man abbiegt, man hupt, wenn man an einer engen Gasse vorbei fährt. Und wenn man durch so eine Gasse fährt, hört man eigentlich gar nicht erst auf zu hupen.

        Gerade in Großstädten ist der gesamte Straßenverkehr immer eine Art Fließbewegung – gibt es mal ein Hindernis, wie ein Fußgänger oder ein entgegenkommendes Moped oder Auto, schlängelt man sich hupend darum und setzt dann hupend seine Fahrt fort. Funktionieren kann das vor allem deswegen, da man sich fast nie schneller als mit 30 km/h bewegt. Grade wenn man zum ersten Mal als Deutscher Vietnam besucht, wird man von dieser Art der Verkehrsführung fasziniert sein und auch bei meinem zweiten Besuch stand ich noch immer fast jeden Abend am Fenster meines Hotels und bewunderte den Fluss aus Lichtern und Hupen.

        Doch was genau hat Vietnam, dass man sich den mitunter strapaziösen Flug antun sollte (außer faszinierendem Verkehr)?

        Vietnam ist ein Land mit zwei großen, pulsierenden Metropolen – Hanoi und Ho Chi Minh Stadt, welche jede abgesehen vom quirligen Leben in einer Großstadt viel Geschichte und damit verbundene Sagen zu bieten haben. Da wäre zum Beispiel der Schwertsee in Hanoi, aus dem vor hunderten von Jahren eine Schildkröte mit einem Schwert kam, welches den Herrscher Vietnams zum Sieg über die Chinesen führte, die das Land besetzt hielten. Umgeben ist der Schwertsee von der Altstadt Hanois mit unzähligen Gebäuden aus der französischen Kolonialzeit und auch den 36 Gassen der verschiedenen Handwerksrichtungen vergangener Tage.

        In Ho Chi Minh Stadt war für mich vor allem die jüngere Vergangenheit noch allgegenwärtig, sei es in Form des Präsidentenpalastes, von dem aus einst Südvietnam regiert wurde oder in Form des Kriegsopfermuseums. Dabei hat mich beeindruckt, auch bei allen anderen Museen oder Gedenkstätten zum Vietnamkrieg, bzw. bei den Vietnamesen selber, dass keinerlei Ressentiments gegenüber Franzosen oder Amerikanern zu bestehen scheint. Es heißt zu jeder Zeit nur, dass der Krieg nie der Wunsch der normalen Bevölkerung der Länder war, sondern nur einiger weniger an der Spitze. Das ist grade für einen Europäer, der tief sitzende, über Generationen vererbte Vorbehalte nicht selten schon erlebt hat, eine sehr angenehme Überraschung.

        Vietnam ist außerdem kulinarisch ein höchst interessantes Land. Es gibt haufenweise Früchte und Gemüse, die den meisten Deutschen bestimmt komplett neu sind. Es gibt eine sehr vielseitige Küche, die zwar bisweilen die gleichen Grundzutaten wie in Deutschland nutzt, diese aber vollkommen anders zubereitet. Gekochtes Hähnchenfleisch zum Beispiel ist in Vietnam weiter verbreitet (welches allerdings nicht unbedingt mein Geschmack ist, da auch oft Knochen und Haut mit serviert werden) und auch Schweinefleisch, das möglichst ohne Fett zerkleinert wird und dann eine Art vietnamesischen Hackkloß ergibt.

        Vielseitig ist die Küche außerdem, da man Vietnam grob in drei kulinarische Teile spalten kann: Im Norden isst man mit Vorliebe sauer, in der Mitte scharf und im Süden süß. Das konnte ich tatsächlich an der überall gegenwärtigen vietnamesischen Nudelsuppe nachvollziehen. Denn während mir in der Mitte Vietnams ganz schön der Rachen gebrannt hat und der Süden mich mit einer süßen Nudelsuppe nicht zur Gänze überzeugen konnte, habe ich im Norden, in Hanoi, so oft so tolle Nudelsuppen gegessen, dass sich allein deswegen der Flug lohnen würde.

        Interessant ist auch die Esskultur in Vietnam, womit ich auch das Thema Essen beschließen möchte. Anders als oft in Deutschland, wo jede warme Mahlzeit in Fleisch – Gemüse und Sättigungsbeilage (sprich: Kartoffeln) geteilt werden kann, kommen in Vietnam viele kleine Schüsseln auf den Tisch, ergänzt um ein paar größere für Reis oder Nudeln. Dann nimmt sich jeder seine kleine Schüssel und geht auf „Beutezug“: Ein paar Nudeln, da ein paar Hackbällchen, dort noch etwas Sauce (für gewöhnlich auf Fischsaucen-Basis). Dann sind vielleicht noch Nudeln übrig und man langt wieder in anderen Schüsseln zu – mit Hähnchen, Meeresfrüchten, verschiedenem Gemüse. So wird am Ende jede normale Mahlzeit eine Art Buffet, das keine Wünsche offen lässt.

        Neben den Städten und dem Essen lohnt sich ein Besuch in Vietnam auch immer wegen den natürlichen Sehenswürdigkeiten. Weltberühmt ist die Halong-Bucht mit ihren in der Bucht verstreuten Fels-Bergen und den schwimmender Dörfern. Bemerkenswert ist auch der Wolkenpass, die Wetterscheide zwischen dem subtropischen nördlichen Teil von Vietnam und dem tropischen südlichen, zumal er auch in einer armen, aber sehr schönen, gebirgigen Region von Vietnam liegt. Gern besucht wird auch das im Süden Vietnam liegende Mekong-Delta – bekannt für schwimmende Märkte und den Anbau verschiedenster Gemüse und Früchte (und natürlich von Reis).

        Überhaupt gibt es noch so viel in Vietnam zu sehen, zu erleben, zu beschreiben und zu bestaunen, dass dieser kurze Text, den ich gebeten wurde zu schreiben, dem niemals gerecht werden könnte. Über die Schönheit von Vietnam und das Leben dort kann man Bücher über Bücher füllen, doch das Beste ist: Man sieht es sich einfach mal selbst an.

        In diesem Sinne – vielen Dank für Ihr Interesse.

        Marco Klein

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        AUTOR

        Huu Hung Nguyen

        Huu Hung Nguyen - leidenschaftlicher Webentwickler mit langjähriger Berufserfahrung. Er gründet nach seinem Masterstudium Informationstechnologie mit dem Schwerpunkt Angewandte Informatik die Internetagentur m3dia GbR in Hannover. Er ist dort als Geschäftsführer und IT-Projektmanager tätig.

        Alle Beiträge von: Huu Hung Nguyen

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