Autor: Nguyễn Hữu Tráng (Berlin, Bundesrepublik Deutschland)
Vietnamesisches Original. Deutsche Übersetzung: Dr. Truong Hong Quang
(Baohatinh.vn) – Beim Deutschlandbesuch von Premierminister Nguyễn Xuân Phúc im Rahmen des G20 Gipfels sind mehr als 30 Kooperationsvereinbarungen zwischen Deutschland und Vietnam abgeschlossen worden. Darunter sind Vorhaben mit einem Investitionsvolumen von mehreren Millionen Euro, es gibt aber auch Verträge, deren Wert nicht in Dollar oder Euro darzustellen ist, Vereinbarungen mit einer sozialen und gesellschaftlichen Bedeutung, die für eine stabile und nachhaltige Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern sorgen.
Politiker und Fachleute des Gesundheitswesens aus Vietnam und Deutschland präsentieren die Übereinkunft
Deutschland ist nicht nur regelmäßig Exportweltmeister, sondern auch bekannt für seine Stärken in den Bereichen Medizin, öffentliche Gesundheitsversorgung und soziale Sicherungssysteme. Gleichzeitig steht das Land vor Herausforderungen angesichts des demographischen Wandels.
Die Geburtenrate sinkt, es wachsen immer weniger junge Menschen in den Arbeitsmarkt nach. Gleichzeitig steigen die Lebenserwartung und der Anteil alter Menschen. Derzeit leben in Deutschland etwa drei Millionen alte, kranke und pflegebedürftige Personen. Diese hohe Zahl korrespondiert mit einem Mangel an Fachkräften in diesem Bereich.
Bis 2030 werden voraussichtlich bis zu 480.000Alten- und Krankenpfleger fehlen. Zur Vermeidung dieser Defizite fördert die deutsche Regierung einerseits die Ausbildung im Pflegeberuf, andererseits werden ausländische Arbeitskräfte angeworben. Von 7 Auszubildenden in diesem Beruf gibt es zurzeit in Deutschland jeweils einen Auszubildenden aus dem Ausland. Die deutsche Regierung hat gleichfalls Kooperationsvereinbarungen mit Ländern wie Serbien, Bosnien-Herzegowina, den Philippinen und sogar mit China abgeschlossen.
Anlässlich des Besuches von Premierminister Nguyễn Xuân Phúc haben Ministerin Nguyễn Thị Kim Tiến und Minister Harry Glawe die Kooperationsurkunden beim Wirtschaftsforum am 06.07.2017 in Berlin ausgetauscht. (Foto: Pham Manh Cuong, Berlin 06.07.2017)
Mit Vietnam ist 2013 zwischen dem deutschen Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und dem vietnamesischen Ministerium für Arbeit, Kriegsversehrte und Soziales eine Vereinbarung zur Entsendung der Pflegekräfte nach Deutschland unterzeichnet worden. Daneben haben Arbeitsvermittlungsfirmen in Vietnam auch Lehrlinge bzw. Arbeitskräfte nach Deutschland entsandt, die hier als Pflegekräfte ausgebildet bzw. als solche tätig werden. Die erreichten Ergebnisse sind trotzdem noch ziemlich bescheiden angesichts des deutschen Bedarfes und der Potentiale bei einer bilateralen Zusammenarbeit.
Über die Vermittlung eines großen Freundes von Vietnam, Prof. Klinkmann, Sonderberater des Ministerpräsidenten und Botschafter der Gesundheitswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern (MV), setzt sich das Bundesland MV für die Ausbildung von Fachkräften in der öffentlichen Gesundheitsversorgung von Vietnam und MV ein. Prof. Klinkmann war der letzte Präsident der Akademie der Wissenschaften der DDR und ist weltweit ein führender Experte der Transplantationsmedizin (er war auch viele Jahre lang Präsident der europäischen und internationalen Transplantationsgesellschaft, 16 Mal sind ihm die Titel als Professor h.c. und Dr. h.c. an namhaften Universitäten der Welt verliehen worden).Ministerpräsident Sellering lud persönlich – bevor seine Krebskrankheit bekannt wurde und er infolgedessen zurücktrat – Premierminister Nguyễn Xuân Phúc anlässlich dessen Teilnahme am G20-Treffen nach MV zum Gedankenaustausch ein.
Obwohl der Besuch nicht zustande kommen konnte, beauftragte der Ministerpräsident den Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit, Harry Glawe, und Staatssekretär, Dr. Rudolph, mit der Umsetzung dieses Kooperationsvorhaben, welches als Pilotprojekt mit großer gesellschaftlicher Trageweite gilt. Besonders interessant ist der Umstand, dass sowohl Prof. Klinkmann als auch der Minister und der Staatssekretär des Bundeslandes MV ehemalige DDR-Bürger sind und ihre unveränderten Sympathien mit Vietnam bewahren. Ohne diese besonderen emotionalen Bindungen wäre es kaum vorstellbar, dass eine so komplexe Kooperationsvereinbarung nach kurzer Zeit unterzeichnet werden konnte. Auf der vietnamesischen Seite erhielt das Kooperationsprojekt neben der Unterstützung durch die Gesundheitsministerin Nguyễn Thị Kim Tiến auch die Beratung und effektive Hilfe durch die ehemalige Gesundheitsministerin Prof. Dr. Trần Thị Trung Chiến sowie der Hochschule für Medizin Hải Dương und der Fachhochschule für Medizin Sài Gòn Süd aus Hồ Chí Minh Stadt.
Gesundheitsministerin Nguyễn Thị Kim Tiến und Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Mecklenburg-Vorpommern, Harry Glawe, unterzeichneten die Gemeinsame Absichtserklärung über die Kooperation in der Ausbildung von Fachkräften in der Gesundheitswirtschaft.
Im Rahmen dieses Projektes wird das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern, zunächst im Bereich der Pflegekräfte, später auch in den anderen Bereichen des Gesundheitswesens, die Programme und die Vergabe der Abschlüsse bei der Berufsausbildung für die vietnamesischen Auszubildenden durchführen. Die finanziellen Mittel des Projektes stammen aus dem Landeshaushalt, können aber auch, sowie Herr Werner Kuhn –Mitglied des Europäischen Parlaments und Präsident des Roten Kreuzes MV – mitteilte, bei der EU beantragt werden.
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