Ganz klar, Vietnam ist nach wie vor ein Trendziel. Und ein Stopover in der Boomtown Saigon ist deshalb ein Muss. Auf ihren Straßen ist volles Programm
Leben angesagt. Lesen Sie unseren Durchreise-Bericht.
Postcards, Mister?“, fragt ein vielleicht achtjähriger Junge. Er hält mir einen Zehnerstapel Postkarten entgegen. Selbst ein Laie wie ich erkennt, dass sie ziemlich mies sind. Der Junge hat einen modischen Haarschnitt und trägt ein Trikot von Manchester United, kann definitiv kein Bettler sein. Ich winke ab. Doch er lässt nicht locker.
„I know you don’t need them. But your money would help me.“ Das entwaffnet mich und ich gebe ihm einen Dollar für die Karten. Er verschwindet im Gewimmel, bevor mir richtig klar wird, dass er gerade den halben Tageslohn eines vietnamesischen Arbeiters verdient hat.
Ich stehe an einer Kreuzung im Innenstadtdistrikt von Ho-Chi-Minh-Stadt, der mit über sechs Millionen Einwohnern größten Stadt Vietnams, die bis 1975 Saigon hieß. Von der anderen Seite der Straße winkt Fotograf Frank Heuer, der gemeinsam mit Führer Huong das Auto geholt hat. Der Verkehrslärm ist ohrenbetäubend.
Pro Quadratmeter Asphalt tummeln sich geschätzt vier Mofas, auf denen jeweils mindestens zwei Menschen sitzen. Manchmal auch fünf. Massenhaft Lastwagen dazwischen. Aber keine Ampel. „Einfach losgehen und nicht anhalten. Dann umfährt dich jeder.“ Hat mir einmal jemand gesagt. Glaube ich.
Mit einem kleinen Sprung vom 40 Zentimeter hohen Bürgersteig – der so hoch ist, weil er während der Regenzeit dem Monsun trotzen muss – stehe ich auf der Straße, schaue starr geradeaus und erreiche das gegenüberliegende Trottoir tatsächlich lebendig.
Huong ist 39 Jahre alt und spricht perfekt Deutsch, wie viele Akademiker in Vietnam. Die DDR war wichtiger Handelspartner und sozialistischer Bruderstaat. Seit gestern sind wir hier, und da wir nur wenige Tage in der Stadt haben, zeigt er uns zunächst die touristischen Hauptziele im Innenstadtdistrikt 1.
Das Rathaus, vor dem eine Statue des Namensgebers und Revolutionärs Ho Chi Minh wacht. Das gleich daneben gelegene „Hotel Rex“, in dem die US Army während des Vietnamkriegs ihre Pressekonferenzen abhielt. Das Kriegsopfermuseum und die 1883 vollendete Backsteinkirche Notre-Dame.
Sie ist das beliebteste Fotomotiv für frisch Verheiratete. In Kutschen, neben Kutschen, in Autos, vor Autos – überall wimmelt es von Brautkleidern und Smokings. Manch ein Fotograf riskiert sein Leben, weil er für den optimalen Winkel bis zur Mitte der Straße geht. Und stehen bleibt!
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